Treffen in Weilburg an der Lahn

vom 24. bis 27. Juni 2021

organisiert von Herbert Gockel und Sandra Kabel

Reisebericht mit Bildern

Von Herbert Gockel

 

Auch in 2021 hatte die Corona-Pandemie Einfluss auf unser Clubleben. Jürgen hatte das Treffen in Mainz wegen des coronabedingten Ausfalls wichtiger Programmpunkte absagen müssen und auch das Klassiktreffen in Rüsselsheim wurde wieder ausgesetzt.

So ruhten die Hoffnungen auf eine Lockerung der Einschränkungen mit Beginn des Sommers. Von Normalität konnte auch Mitte des Jahres nicht gesprochen werden, aber mit kleineren Einschränkungen war ein nachholen des bereits für 2020 geplanten Treffens in Weilburg an der Lahn möglich. In der Woche vor dem Treffen wurde zwar der Besuch des Nicolaus-August Otto-Museums in Holzhausen abgesagt, aber der Direktor unseres Hotels vermittelte eine Führung durch die Oldtimersammlung unseres Hotelbesitzers Herrn Krüger in Norken. Das blieb zum Glück die einzige Programmänderung für das Wochenende.

Am Donnerstag, den 24. Juni, war die Anreise geplant und so trafen im Laufe des späteren Nachmittags die Teilnehmer im Hotel „Lahnschleife“ in Weilburg ein. Neunzehn Personen mit zehn Autos freuten sich, Corona zum Trotz, auf ein Wiedersehen an diesem Nachmittag. Markus und Mascha stießen am Samstag zu einem Tagesbesuch dazu.

Das Hotel hatte uns für das Wochenende einen Seitenraum des Restaurants reserviert. Hier nahmen wir mit etwas Verspätung unser Abendessen im Rahmen der Halbpension ein.

Ab 21:45 Uhr erschienen dann drei Ganz Alte Säcke, um Jürgen G. in den Stand eines „Alten Sackes“ zu erheben. Im März des Jahres hatte Jürgen den Sprung ins fünfte Jahrzehnt geschafft, was man ihm zugegebener Maßen nicht so ansieht. Das schützt aber nicht vor unserer Ehrung. Andreas verließ die Ernennungsurkunde, Helmut heftete den „Alter Sack“ –Orden an Jürgens Brust und meine Wenigkeit überreichte das neue Kennzeichen für den Lotus

 

Danach gab es aber noch etwas nachzuholen. Jürgen H. und Andreas hatten schon im Dezember 2019 ihr 70stes Lebensjahr vollendet. Beim Treffen in Mönchengladbach war Andreas nicht dabei, aber Jürgen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Geburtstage vergessen hatte und weil Andreas jetzt dabei war, wurde seine Beglückwünschung nachgeholt. Bei Jürgen steht diese bis zur nächsten Gelegenheit noch aus.

Wolfram uns ich nahmen Andreas in die Mitte und erstmals in der Clubgeschichte wurde ein Mitglied zum „Ur-Alten Sack“ gekürt. Ich lass die Ernennungsurkunde vor und Wolfram überreichte das Kennzeichen für den EVO

 

Resümee der Ehrung:

Die Ernennung ist erstrebenswert, aber verheißt keine Zustandsverbesserung ;-).

Das passende Geburtstagsgeschenk hatten wir auch dabei. Ein elektrischer Freischneider für die Rasenkanten und ein Fugenkratzer für das Pflaster am Haus. Bücken und knien geht ja ab 70 auch schlechter. Die unteren Extremitäten müssen aber fürs EVO fahren geschont und fit gehalten werden.

 

Der Abend klang dann auch bald aus, was am Anreisetag meist der Fall ist.

 

Am Freitag, den 25. Juni, starteten wir nach dem Frühstück zu unserer Ausfahrt zum 45 Kilometer entfernten Norken. Hier besuchten wir die Firma ZENO Zerkleinerungsmaschinenbau Norken GmbH. Das von der Familie Krüger als Teil der Firmengruppe Krüger 1978 gegründete Unternehmen stellt Recyclinganlagen, Aufbereitungsanlagen, Zerkleinerungsmaschinen sowie Sortier- und Separiertechnik her. Uns lockte die außergewöhnliche Oldtimersammlung von Herrn Krüger sen. nach Norken. Er selbst war wegen des Geburtstages seiner Frau nicht vor Ort, aber wir wurden durch seine Tochter und seinen Enkelsohn bestens betreut. Auf dem Firmengelände stellten wir unsere Autos in Reih und Glied auf. Jens musste noch überschüssige Energie abbauen.

 

 

Was wir zu sehen bekamen war eine Sammlung aller LKWs, die die Firma in ihrem Besitz hatte. Teils mit zugehörigem Anhänger und fast alle in der Firmenlackierung blauer Aufbau mit schwarzem Fahrgestell. Alle sind restauriert und fahrbereit. Für die Sammlung wurde eigens eine große Halle gebaut. Die Liebe zu den LKWs zeigt sich auch in zwei Renntrucks, mit denen Herr Krüger am Truck-Racing teilnahm. Dazwischen standen aber auch PKWs aus dem Familienbesitz. Zum Beispiel ein Buick Le Sabra von 1959, natürlich auch in firmenblau. Wir erfuhren auch von einer weiteren PKW-Sammlung, die jedoch nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist. Noch heute existiert ein werkseigener Fuhrpark mit diversen LKW, auch für Schwertransport. Dazu stehen eigenen Kranfahrzeugen bis 50t für Maschinenauslieferungen und Montagefahrzeuge für schnelle Einsätze zur Verfügung.

 

 

Nach der Fahrzeugbesichtigung fuhren wir auf dem Firmengelände zur 1.600 Quadratmeter großen Ausstellungshalle, wo 30 Exponate einen Überblick über die Produktpalette von ZENO geben. An den realen Anlagen lassen sich die Details und technische Einrichtungen sehr gut zeigen. Auch in dieser Halle standen Autos. Neben einem schneeweißen Mercedes SL (R 107) aus den 1970ern fiel insbesondere ein top restaurierter General Motors Truck mit Holzaufbau auf, der bestimmt schon mehr als 100 Jahre alt ist.

Nach den Besichtigungen erhielten wir alle eine Tasche mit Merchandisingartikel des Unternehmens. Wir bedankten uns bei Frau Krüger und ihrem Sohn für launige zwei Stunden in dem Familienunternehmen.

 

 

Von Norken ging die Fahrt mit etwas Verspätung nach Bad Marienberg zum „Wildpark Hotel“, das, wie unser Hotel in Weilburg auch, zur Krügergruppe gehört. Hier hatten wir auf der Terrasse das Mittagessen bestellt. Wir stärkten uns bei schöner Aussicht.

 

 

Nach dem Mittagessen fuhren wir zurück zu unserem Hotel. Auf diesem Weg hatte sich mein neuer linker Blinker vom EVO verabschiedet und selbstzerstörerisch unters Auto geschmissen. Wir hörten ein kurzes Geschepper im Radhaus und an der nächsten Ecke bestätigte der schnelle Blinkerklick den Verlust. Nun ja, blinken wird sowieso überbewertet.

Im Hotel angekommen wurden die Omegas schnell geparkt und dann gingen wir direkt zum Marktplatz. Unsere Verspätung hatte ich mit der Stadtführerin abgestimmt und so waren wir im Prinzip pünktlich um 16 Uhr am Treffpunkt.

 

 

In zwei Gruppen wurde uns die Altstadt von Weilburg näher gebracht.

Weilburg ist ein staatlich anerkannter Luftkurort mit ca. 13.000 Einwohnern. Jahrhunderte lang war die Stadt Residenz eines aus dem Hause Nassau entstammenden Adelsgeschlechtes. Den meisten Raum in der Altstadt nehmen das stadtbildprägende Schloss aus dem 14. Jahrhundert mit dem angrenzenden, in Terrassen angelegten Park und die im 18. Jahrhundert gebaute Schlosskirche ein. Die Gebäude am Marktplatz und der Neptunbrunnen wurden zeitgleich mit dem Schloss errichtet. In der Altstadt finden sich viele Fachwerkhäuser aus dem 16. -19. Jahrhundert. Die Altstadt wird fast vollständig von der Lahnschleife umschlossen. Nur im Osten besteht eine schmale Landverbindung. Und hier gibt es das weltweit einmalige Ensemble aus drei nebeneinander liegenden Tunneln für Eisenbahn, Auto und Schiff. Der einzige, 1847 errichtete Schiffstunnel Deutschlands wurde am Samstag bei der Kanutour das erste Highlight.

 

 

Nach der Altstadtführung standen noch zwei Stunden Freizeit zur Verfügung. In dieser Zeit belohnten sich einige aus der Gruppe mit einem leckeren Eis.

 

 

Um 19 Uhr hatten wir uns im Hotel zum Halbpensions Buffet verabredet. Vor dem Abendessen gab Andreas mit tatkräftiger Unterstützung von Anja zu seinem Geburtstag noch eine Runde von Kleine’s Mühlentröpfchen aus. Alle erhielten eine schöne Flasche mit dem selbstgebrannten Kräuterlikör. Einige kauften noch Vorrat dazu. Wer weiß, wie lange unsere Ruheständler noch selbst braut. Danke an Andreas.

 

 

Beim Buffet war für jeden etwas dabei.

 

 

Am Samstag, den 26. Juni, stand für unsere Gruppe etwas völlig Neues auf dem Programm. Es ging aufs Wasser. Eine Kanutour auf der Lahn von Weilburg bis Fürfurt oder Aumenau. Zirka 10 Kilometer mussten in 2er und 3er Kanus bewältigt werden. Würden alle ankommen, das war die große Frage vor dem Start. Wegen des tollen Wetters wurde sich schon morgens vor dem Hotel mit Sonnenschutzcreme präpariert. Dann machten wir uns auf den Weg zur Kanustation.

 

 

Bei Kanu Tours Weilburg hatten wir gebucht und am Startplatz unter der Lahnbrücke der B 456 wurden wir mit dem Survivalpack, bestehend aus Schwimmweste und wasserdichtem Fass und dem Picknickpaket, nach Wunsch bestehend aus Wurst- oder Käsebrot, Obst, Schokoriegel und einer Flasche Wasser ausgestattet. Die Fahrt dauerte insgesamt fast vier Stunden; da wird man hungrig. Danach erfolgte eine freundliche und informative Einweisung bezüglich einsteigen, sitzen, aussteigen und paddeln in bzw, aus und mit einem Kanu, dem Verhalten auf dem Wasser bezüglich überholen, nassspritzen, rammen und versenken anderer Kanus und der Bedienung der Schleusen. Die Verteilung der Besatzungen wurde auch festgelegt. Dabei hatten wir schon viel Spaß.

 

 

Um 11:30 Uhr wurde es dann ernst. Dabei war der Einstieg schon die erste Herausforderung. Alle hatten es aber ohne Test der Schwimmweste geschafft. Insgesamt fünf Boote traten das Abendteuer an.

 

 

Auf den ersten Metern haperte es den Besatzungen noch an der Koordination der Paddelschläge und in Folge dessen an der Fahrtrichtungsfindung.

 

 

Die nächste, direkt nach kurzer Eingewöhnung zu bewältigende Aufgabe war die Durchfahrung des 195 Meter langen Schiffstunnels. Schon am Eingang gab es einen Stau, denn die Boote sollten sich links und rechts an der Tunnelwand hintereinander aufreihen. An den an den Wänden angebrachten Handläufen sollten die Kanuten ihre Boote dann durch den Tunnel ziehen. Die Mitte des Tunnels sollte aus Sicherheitsgründen frei bleiben. Quasi als Rettungsgasse. So die Erklärungen auf den Hinweistafeln am Tunneleingang. Aber wie wir alle wissen, klappt das mit der Rettungsgasse schon nicht auf den bundesdeutschen Autobahnen. Auch hier hatten nicht alle, ausgenommen natürlich die Boote unseres Clubs, das System verstanden, sodass es im weiteren Verlauf des Tunnels zu Gedränge und Geschiebe kam. Jetzt nur keine Panik, denn wir hier kenterte hatte kaum Platz im Wasser. Das Licht am Ende des Tunnels rückte näher, aber das Gedränge hielt auch in der Schleuse an. Dazu galt im Tunnel Maskenpflicht, an die sich viele nicht hielten.

 

 

Als die Schleuse hinter uns lag entspannte sich die Situation und die Kanus verteilten sich flussabwärts so, dass man sich endlich auf das paddeln konzentrieren konnte.

 

 

Das Einhalten der Fahrtrichtung blieb aber bei dem Doppelsitzer mit der Besatzung Wolfram und Susanne und insbesondere beim Dreisitzer mit der Besatzung Rolf, Jürgen und Bernd ein Problem. Jeder in der Mannschaft hatte eine andere Idee, wohin es gehen sollte. Letztgenannte Mannschaft hatte am Ende bestimmt die doppelte Wegstrecke gegenüber den anderen Booten zurückgelegt.

 

 

Man beachte auf dem letzten Foto ob der Fahrtrichtung die Verzweiflung in den Gesichtern. Zur Ehrenrettung ist aber an dieser Stelle zu bemerken, dass das Kanu mit der Kennung KO 1513 V als erstes am Ziel ankommen sollte. Spät, aber dann umso besser, fand die Mannschaft sich auf dem fremden Terrine zurecht und widerlegte die Erwartung der anderen, das Boot würde am Ufer zerrschellen und die Mannschaft in den Fluten für immer versinken.

Nach zirka eineinhalb Stunden gelang uns ein geordneter Flottenverband.

 

 

Dieses Erfolgserlebnis musste begossen werden. Unsere Kanus fanden mitten auf der Lahn zusammen und zur Entkrampfung der Muskulatur hatten wir die Fläschchen von Kleine’s Mühlentröpfchen dabei. Mit dieser Medizin stießen wir an.

 

 

Ab da lief es wie geschmiert. Wir nahmen richtig Fahrt auf und hatten alles im Griff.

 

 

Nach einer weiteren halben Stunde stand die nächste Schleusung auf dem Programm. Vor der Schleuse Kirschhofen stiegen wir aus unseren Booten und machten unsere Picknickpause. In den wasserdichten Fässern hatten wir unsere Lunchpakete sicher transportiert. Nach diesen Anstrengungen tat die kleine Zwischenmahlzeit allen gut. Nach einer Pause von einer halben Stunde mussten wir aber zur Weiterfahrt die Schleuse selbst bedienen. Holger und Andreas griffen beherzt zu und bedienten die Tore. Die anderen ließen die Boote zu Wasser und nach getaner Arbeit durften unsere Schleuser hinter dem flussabwärtigen Schleusentor wieder zusteigen.

 

 

Auf dem Rest der Strecke lief alles schon recht routiniert ab. Alle Kanus kamen nach weiteren eineinhalb Stunden am Anleger in Fürfurt an. Wir hatten insgesamt länger gebraucht als gedacht. Es war schon 16:30 Uhr und deshalb beschlossen wir nicht noch bis Aumenau weiter zu fahren. Mit vereinten Kräften holten wir die Kanus aus dem Wasser und brachten Sie zum nahegelegenen Sammelplatz. In der Lahntalschänke belohnten wir uns mit frischen Getränken und fuhren anschließend mit der Lahntalbahn zurück nach Weilburg. Hier kamen wir um 17:30 Uhr am Bahnhof an und von dort bummelten wir an der Lahn entlang zum Hotel.

 

 

Insgesamt waren wir sechs Stunden unterwegs. Für fast alle war es eine neue Erfahrung, die viel Spaß gemacht hatte.

Nach einer Ruhepause von einer Stunde trafen wir uns vor dem Hotel mit denen, die an der Kanutour nicht teilgenommen hatten. Zusammen ging es fußläufig zum Tipidorf am Hainberg. Dort verbrachten wir den letzten Abend unseres Treffens mit einer Grillparty im Freien. Das Wetter hatte auch an diesem Tag mitgespielt. Im Pavillon stand ein Beilagen-Buffet und draußen agierte der Chefkoch Andreas (nicht unser Andreas) am Schwenkgrill und versorgte uns mit den verschiedensten Leckereien. An langer Tafel genossen wir die gemeinsamen Stunden.

 

 

Manchmal wurde der Mund ganz schön voll genommen, also essenstechnisch.

 

 

Die Stimmung war gut und so wurde es oberhalb der Lahn ein längerer Abend. Auf dem Weg zurück zum Hotel durfte ein Abstecher auf die Kettenbrücke über der Lahn nicht fehlen.

 

 

Wegen Corona konnten wir den Abend nicht an der Hotelbar ausklinken lassen. Aber es war auch so spät genug, denn am nächsten Morgen stand die Heimreise auf dem Programm.

 

Am Sonntag, den 27. Juni trafen wir uns alle noch zum gemeinsamen Frühstück. Danach ging es zurück in die Heimat.

 

Trotz Corona war das Treffen ein schönes Wiedersehen und eine willkommene Abwechslung in diesen doch eher traurigen Zeiten. Danke von mir und Sandra für die lobenden Worte zur Organisation.