Treffen in Bremen
vom 10. bis 13. Mai 2018
organisiert von Andreas und Conny Kleine

Reisebericht mit Bildern
Von Herbert Gockel


Andreas und Conny hatten mal wieder in den hohen Norden eingeladen. Diesmal in die Hansestadt Bremen. Bremen ist die Hauptstadt des Landes Freie Hansestadt Bremen, ein Stadtstaat aus den Gemeinden Bremen und Bremerhaven an der Weser mit ca. 2,7 Mio. Einwohnern. Einiges davon sollten wir kennen lernen. Aber eins kennen wir alle schon aus Bremen:

Die Bremer Stadtmusikanten
mit dem Gockel auf der Spitze

aufgeschrieben von den Gebrüder Grimm

 

„Die Geschichte beginnt mit einem Esel, der eine lange Zeit für einen Mann an der Mühle gearbeitet hatte. Der Esel war schon ziemlich alt und schwach. Deswegen wollte sein Herr ihn wegschaffen. Das ahnte der Esel. Er lief fort, um in Bremen als Stadtmusikant sein Futter zu verdienen.
Auf dem Weg begegnete der Esel einem Jagdhund, der schwer nach Luft schnappte. „Nun, was atmest du so schwer?“ fragte der Esel. Der Jagdhund antwortete darauf: „Ich bin alt und werde jeden Tag schwächer! Ich kann auf der Jagd nicht mehr fort und mein Herr wollte mich totschlagen. Ich bin davon weggelaufen, aber womit soll ich jetzt mein Brot verdienen?“ „Komm doch mit!“ sagte der Esel, „Ich gehe nach Bremen, um dort Stadtmusikant zu werden. Ich spiele die Laute und du die Pauken!“ Der Jagdhund ging mit.
Der Esel und der Jagdhund sahen eine alte Katze, die an dem Weg saß und ein brummiges Gesicht machte. „Was ist passiert, alter Bartputzer?“ fragte der Esel. „Das Alter klopft an meine Tür”,  sagte die Katze. „Meine Zähne werden stumpf und ich sitze lieber hinter dem Ofen als nach Mäusen herum zu jagen und meine Frau hat mich ersäufen wollen. Ich habe mich fort gemacht, aber wo soll ich nun hin?“ „Komm doch mit uns nach Bremen und werde zum Stadtmusikant.“ Die Katze fand das gut und ging mit.
Zu dritt gingen sie weiter und es dauerte nicht lange, da trafen sie auf einen Gockel, der schrie. „Du schreist einem durch Mark und Bein, was hast du vor?“ Und der Gockel antwortete darauf: „Sandra hat kein Erbarmen, sie hat gesagt, sie wolle mich morgen in der Suppe essen. Sie wolle mir heute Abend den Kopf abschneiden und ich schreie jetzt aus vollem Hals, solang ich noch kann.“  „Dann zieh lieber mit uns fort! Etwas Besseres als den Tod findest du überall! Du hast eine gute Stimme, wir können zusammen musizieren!“ Der Gockel nahm den Vorschlag an und machte sich mit den Anderen auf den Weg.
Da der Weg lang war, erreichten sie die Stadt Bremen nicht innerhalb eines Tages. Und so kamen sie abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Jagdhund und der Esel legten sich unter einen großen Baum und die Katze und der Gockel machten es sich auf den Ästen bequem. Der Gockel flog bis nach ganz oben und beobachtete den Wald. In der Ferne sah er ein kleines Licht und schrie: „Da leuchtet eine Lampe! Das muss eine Hütte sein, da müssen wir doch hin!“ Sie hielten das alle für eine gute Idee und machten sich auf den Weg.
Als sie am Haus angekommen waren, merkten sie, dass es Räubern gehörte. Der Esel schaute durch das Fenster. Der Gockel fragte: „Was siehst du?“ und der Esel antwortete: „Einen gedeckten Tisch mit Essen und Trinken! Und Räuber sitzen daran und lassen es sich gut gehen.“ Da schlugen sie alle vor, die Räuber wegzujagen.
Der Esel tat seine Pfoten auf das Fenster, der Hund stieg auf seinen Rücken, die Katze auf den Rücken des Hundes und ganz oben landete der Gockel. Gleichzeitig fingen sie an, ihre Musik zu machen: Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Gockel krähte. Danach stürzten sie alle zusammen durch das Fenster in die Hütte hinein. Die Räuber fuhren bei dem grauenerregenden Geschrei in die Höhe und flohen in den Wald hinaus.
Nun setzten sich die vier Musikanten an den Tisch und machten sich an das Essen und Trinken. Als sie fertig waren, schalteten sie das Licht aus. Jeder suchte sich einen Schlafplatz. Der Esel lag auf dem Mist, der Hund hinter der Tür, die Katze bei dem warmen Ofen und der Gockel auf dem Hahnenbalken. Sie waren alle müde und schliefen sofort ein.
Mitternacht war vorbei und die Räuber sahen aus der Ferne, dass das Licht endlich ausging. Als alles ruhig schien, entschied der Hauptmann, dass einer zurückkehren und das Haus untersuchen sollte. Der Abgeschickte fand alles ruhig und traute sich in das Haus. Er ging langsam in die Küche und hielt ein Schwefelhölzchen an die feurigen Augen der Katze, weil er sie für brennende Kohle hielt. Die Katze  sprang ihm ins Gesicht und kratzte ihn. Der Räuber erschrak gewaltig und wollte wegrennen. Er lief zur Hintertür hinaus, aber der Hund biss ihm ins Bein. Als er über den Hof an dem Mist vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen kräftigen Tritt mit dem Hinterfuß. Der Gockel fing an, aus vollem Hals zu schreien: Kikeriki!
Seinem Hauptmann erzählt der Abgeschickte, dass in dem Haus eine Hexe wohnen würde, die ihn angefaucht und gekratzt habe. Vor der Tür, so erzählte der Räuber, würde ein Mann mit einem Messer stehen. der ihn ins Bein stach. Auf dem Hof, so der Räuber, sei ein schwarzes Ungeheuer, das mit einer Holzkeule auf ihn schlug. Auf dem Dach sitze ein Richter, der „Bring mir den Schelm her” schreien würde.
Die Räuber trauten sich nie wieder in das Haus. Den vier Stadtmusikanten gefiel das Leben dort sehr. Sie wollten es nie wieder verlassen.“
Das war ein wichtiger kultureller Beitrag.

Andreas und Conny hatten das „Hotel Landgut Horn“ ausgewählt. Die Lage war für die Stadterkundung gut und nicht weit von einer Straßenbahnhaltestelle entfernt.

Am Donnerstag, den 10. Mai trafen im Laufe des Nachmittags die Clubmitglieder ein und auf der Terrasse versammelten sich alle zu Kaffee und Kuchen.



Um 19 Uhr empfing Andreas die Meute in einem gesonderten Speisesaal zum Abendessen. Er begrüßte uns, stellte das Programm vor und gab ein 4-Gangmenü mit schönen Leckereien frei. Das war ein guter Anfang.



Nach dem Essen wurde in die Bar umgezogen. Hier klang der Anreisetag beschwingt aus. Zur vorgerückten Stunde wurde die Freude über das Wiedersehen nachdrücklich und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, was aber nicht unbeobachtet bliebsmile. Wir mögen uns halt alle.



Am Freitag, den 11. Mai startete das Besuchsprogramm um 9 Uhr nach dem Frühstück. Vom Parkplatz des Hotels fuhren wir in drei Gruppen zu Lloyd Caffee in Bremen. Drei Gruppen deshalb, weil wir bei der Fahrt durch die Stadt mit der ganzen Kolonne von 19 Autos sowieso nicht zusammen geblieben wären. Hatte auch gut geklappt. Nur unser einheimischer Freund Rolf hatte wohl die Orientierung verloren. Er kam zuletzt, allein und aus falscher Richtung bei Lloyd Caffee an. Aber vielleicht kannte er auch einen Schleichweg smile.



Ziel war der Holz- und Getreidehafen, wo sich die Kaffee-Rösterei seit 2009 befindet. Gegründet wurde die Rösterei aber schon 1930. Es ist die älteste, noch traditionell röstende Kaffeerösterei Bremens und versorgt Kaffeegourmets in ganz Deutschland. Unter fachkundiger Führung wurde uns im Café des Hauses das Röstverfahren näher gebracht und wir konnten im repräsentativen Marmorsaal der Fabrik unterschiedliche Kaffeesorten verköstigen. In den Seitenwänden sind Vitrinen eingebaut, die die Produkte des Unternehmens zeigen. An diesem Ort wurde schon früher Rohkaffee verarbeitet, zum bekannten entkoffeinierten Kaffee-HAG.
Am Ende der Führung konnten wir uns im Laden mit den Kaffeespezialitäten eindecken.



Das Bremen schon früh Kaffee kannte, zeigt die Kaffee-Historie. Das erste Kaffeehaus auf unserem Kontinent wurde 1645 auf dem Markusplatz in Venedig eröffnet. Papst Clemens VIII. hat den „heidnischen Teufelstrank“ gekostet und ihm seinen Segen erteilt. In Deutschland zählte Bremen 1673 zu den Vorreitern und war den Hamburgern mit der Eröffnung des ersten Kaffeehauses um vier Jahre voraus.

Nach dem Besuch von Lloyd Caffee stand die Weiterfahrt nach Bremerhaven auf dem Programm. Hier besichtigten wir zunächst das Deutsche Auswandererhaus. Ein beeindruckendes Museum, das die Aus- und Einwanderungsgeschichte unseres Landes präsentiert. Das Deutsche Auswandererhaus befindet sich an einem historischen Standort: Es liegt direkt am Neuen Hafen in Bremerhaven, der 1852 eröffnet wurde und von dem bis 1890 knapp 1,2 Millionen Menschen in die Neue Welt aufbrachen. Insgesamt 7,2 Millionen Auswanderer sind von Bremerhaven aus in die Neue Welt gezogen, um ein vermeintlich besseres Leben zu finden. Eröffnet wurde das Spezialmuseum am 8. August 2005.

Während des Rundgangs lernten wir die Lebensgeschichte eines Auswanderers kennen und was Menschen bewogen hat, ihre Heimat zu verlassen. Inmitten detailgetreuer Rekonstruktionen erlangten wir Einblicke in die Entbehrungen und Anforderungen der Auswanderer bei der Überfahrt und nach der Ankunft in Übersee.



Im Museum wurde beschlossen, dass Auswanderer aus dem Club ihren Omega dem Club vermachen müssen, unentgeltlich natürlich. Die Satzung müsste noch dementsprechend geändert werden.

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir am Weserufer zwischen Neuem und Alten Hafen. Hier am Weserdeich sind in den letzten Jahrzehnten die Havenwelten Bremerhaven entstanden, ein maritimes Tourismuszentrum mit vielen Attraktionen. Wir konnten hier nach Lust und Laune die Gegend erkunden. In verschiedenen Gruppen gingen wie den jeweiligen Interessen nach.



Eins hatten wir aber alle: Hunger. Dietmar wohl besonders. Andere wurden später an einer Bratwurstbude beobachtet. Wieder andere gönnten sich zur gegebenen Zeit eine Pause mit dickem Eisbecher.



Am späteren Nachmittag hieß es dann wieder aufsitzen und zurück zum Hotel. Das Abendessen war im Hotel bestellt. Wieder ein 4-Gang Menü, das keine Wünsche offen lies.
Und dann stand plötzlich Frank vor mir. Er selbst und die, die Bescheid wussten, hatte mir nichts verraten. Eine schöne Überraschung. Sylvia freute sich wohl auch sehr.



Nach dem Abendessen stand die Ehrung unserer neuen „Alten Säcke“ an. Andreas und ich hatten uns wieder in Schale geschmissen, um fünf neue Mitglieder in diesen erlauchten Kreis aufzunehmen. Man muss nicht etwas besonderes leisten, um dabei zu sein. Einfach älter werden und das 50ste Lebensjahr erreichen ist genug und schon wird dir die Ehre zuteil. Ach ja, die Mitglieder sind nur männlich. Eine feminine Form von „Alten Säcken“ ist mir nicht bekannt. Vielleicht, weil Frauen keinen haben und im Übrigen nicht auf ihr Alter angesprochen werden möchten. Das respektieren wir natürlich.
Ausgezeichnet wurden Michael, Klemens, Dietmar, Ralf und René. Stolz trugen die fünf ihren Sack an der Brust und jeder bekam sein „AS“ – Kennzeichen.



Später wurde dann noch die Hotelbar in Beschlag genommen. Die Stimmung war bestens und die Zapfsäulen waren noch lange geöffnet.
Ab 1:37 Uhr wurden zum Schutz der Privatsphäre keine Fotos mehr gemacht.



Am Samstag, den 12. Mai blieben die Autos am Hotel. Für einige  Lenkradkünstler war das auch besser so. Alternativ fuhren wir mit der Straßenbahn in die Innenstadt, wo wir uns ab 10 Uhr zu einer Stadtführung verabredet hatten. Wir belegten in der Straßenbahn fast einen ganzen Wagen. Die Stimmung war ausgelassen. Unter uns im Wagen eine junge Bremerin, die uns schnell als Touris erkannte. Vorbei ging die Fahrt auch am Bremer Bahnhof. Komentar von unserem Münchener Kindl Simone dazu: „De hom aba aa oan scheenen Bohhof“. Trockene Reaktion der Bremerin mit der Frage: „Das sprechen lernt Sie noch?“. Der Wagen bebte vor Lachen. Simone lernt jetzt sprechen nach der Schreibe wink.



Die Führung startete am Marktplatz, der zu den schönsten Europas zählt. Hingucker ist das Rathaus, das mit dem Bremer Roland zum UNESCO Welterbe zählt, der St. Petri-Dom, die Kaufhäuser aus der Weser – Rennaissance, die Bremer Stadtmusikanten und nicht zuletzt die Bürgerschaft und der Schütting. Von dort gingen wir durch die Böttchergasse Richtung Weser und dann weiter zum Schnoor, dem ältesten Stadtteil Bremens.



Das ursprünglich gotische Rathaus stammt aus dem Jahre 1405, aber seit mehr als 400 Jahren schmückt die Rennaissance-Fassade das Gebäude. Zahlreiche Figuren, Symbole und Verzierungen erzählen in Stein gehauene Geschichten.
Der steinerne Roland entstand 1404 vor dem Bremer Rathaus und war von Anfang an Symbolfigur für die Freiheiten und Rechte der Stadt.
Der St. Petri-Dom auf dem Bremer Marktplatz ist eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt. Bereits seit über 1200 Jahren steht an dieser Stelle eine Kirche. Der erste hölzerne Dom wurde im Jahr 789 von dem sächsischen Bischof Willehad erbaut und um 805 durch einen steinernen Bau ersetzt. Mit den Jahrhunderten wandelte er oft sein Gesicht: Im 11. Jahrhundert als romanischer Kirchenbau errichtet, wurde das sehenswerte Bauwerk im 13. Jahrhundert im Gotik-Stil umgebaut.
Die Kaufhäuser an der Nordwestseite des Marktplatzes stammen ursprünglich aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Von diesen steht aber keines mehr. Die heute historisch anmutenden Fassaden stammen aus dem 20. Jahrhundert.
Die Bremer Stadtmusikanten sind wohl das bekannteste Wahrzeichen Bremens. Sie stehen seit 1953 mit dem Rücken zum Rathaus und erinnern an das beliebte Märchen der Gebrüder Grimm. Aber die Story mit dem Gockel auf der Spitze habt ihr ja gelesen.
Auf der Südostseite des Marktplatzes steht die „Bürgerschaft“, in dem das Parlament des Landes Bremen seit 1966 tagt.
An der Südwestseite des Marktplatzes steht der Schütting, das Haus der Bremer Kaufmannschaft. Das Gebäude hat seinen Ursprung zwischen 1537 und 1538. Es durchlief verschiedene Bauphasen und entstand in seiner heutigen Form im Jahre 1951, nachdem der Bau im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Seit 1849 ist dort der Sitz der Bremer Handels-kammer.
Durch die Schüttinggasse bummelten wir zur Böttcherstraße. Erbaut zwischen 1922 und 1931 von Ludwig Roselius, dem Kaffeekaufmann und Erfinder des koffeinfreien Kaffee HAG, ist die Böttcherstraße damals wie heute die heimliche Hauptstraße Bremens. Auf 108 Metern zwischen Marktplatz und Weser bietet sie einen gelungenen Mix aus Genuss, Handel, Kunst (auch bunte Kunst-Gockel) und Kultur.



Am Ende der Böttcherstraße ging die Führung in südöstlicher Richtung bis in den Schnoor.
Im 13. Jahrhundert wurde der Schnoor erstmals schriftlich erwähnt. In diesem Viertel wohnten vor allem Flussfischer, Handwerker und Gewerbetreibende. Die älteste bis heute erhaltene Bausubstanz entstand im 14. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde am Rande des heutigen Schnoorviertels auch ein Franziskanerkloster gebaut, von dem heute nur noch die Kirche erhalten ist. Sie trägt den Namen St. Johann und ist eine der Sehenswürdigkeiten im Schnoor. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Schnoor aufgrund seines Platzmangels zum Armenviertel, da beispielsweise Automobile seine Gassen nicht passieren konnten. Heute ist der Schnoor vor allem aus Sicht des Tourismus ein blühender Teil der Stadt Bremen. Das Viertel ist an sich schon eine Sehenswürdigkeit, aber wer ein gemütliches Café oder Kunsthandwerk sucht, ist hier ebenfalls goldrichtig.



Nach der Führung hieß es Leinen los. Wenn man an der Nordsee ist, dann gehört auch eine Bootsfahrt dazu. So schipperten wir die Weser abwärts bis zur Waterfront Bremen und dann wieder zurück bis zum Marineanleger. Auf dem Boot konnten wir unseren Durst löschen und ein wenig entspannen, dabei aber viele Eindrücke vom Leben und Arbeiten am Wasser mitnehmen.



Wieder an Land stand uns Zeit bis 15:30 Uhr zur freien Verfügung. Die meisten nutzten dies für einen Bummel über die Schlachte, eine Gastronomiemeile entlang der Weser mit vielen Einkehrmöglichkeiten am Wasser. Im Biergarten von Feldmann´s Bierhaus ließen wir es uns gutgehen.



Von dort bummelten wir an der Weser entlang in den Schnoor zurück. Dort hatten wir uns im Katzen-Café verabredet. Das Traditionshaus ist ein Muss in Bremen und auch von hochrangiger Prominenz besucht. Katzen zählen aber nicht zu den Gästen. Der Name ist wohl irgendwie entstanden. Er war auf einmal da und ist geblieben. Es ist auch eher ein gutes Restaurant mit hochwertiger französischer Küche. Wir genossen Kaffee und Kuchen in einem ungewöhnlichen Ambiente.



Mit vollem Bauch hatten wir nun zwei Stunden Zeit uns die Beine zu vertreten. Einige erkundeten den Schnoor, andere zog es wieder ans Wasser. Aber das Laufen war so anstrengend, dass wir schon nach kurzer Zeit nach einer neuen Rastmöglichkeit Ausschau hielten. An der Schlachte wurden wir mit der „Alexander von Humboldt“ fündig. Die Bark wurde 1906 als Feuerschiff unter dem Namen“ Reserve.Sonderburg“ auf der Bremer Werft AG Weser gebaut. Als in den 80er Jahren die Zeit der bemannten Feuerschiffe zu Ende ging, begann die zweite Karriere als Sail Training Schiff unter dem jetzigen Namen. Nach mehr als 500.000 Seemeilen wurde das Schiff zu einem Hotel- und Restaurantschiff umgebaut und steht in dieser Form seit Mai 2015 Gästen zur Verfügung. Wir genossen die Sonne und kühles Bier auf dem Oberdeck.



Schon um 19 Uhr stand dann Abendessen im „Gasthof zum Kaiser Friedrich“ an. Also wenn man den Tag so betrachtete, hatten wir doch viele Lokalitäten in Bremen aufgesucht und für guten Gastronomieumsatz gesorgt. Das von Andreas und Conny ausgesuchte Lokal für den Abend ist eins der ältesten Restaurants in Bremen. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde im barocken Stil 1630 erbaut und ist im Inneren seit Jahrzehnten unverändert.
Zuerst blieben wir noch ein wenig draußen sitzen bevor wir den eigens für uns reservierten Raum belegten.



Aus drei Abendessen konnte noch vorab von zu Hause ausgewählt werden, damit alle gleichzeitig ihr Essen bekamen: Angeldorsch, Schweinemedaillons und Knipp mit Brot und Gurke. Letzteres war früher ein Arme-Leute-Essen, heute eine Bremer Spezialität. Es ist eine Grützwurst aus Hafergrütze, Schweinskopf, Schweinebauch, Schwarte, Rinder- und Schweineleber, Brühe, Schmalz oder Speck, Zwiebeln und Kräutern, Salz, Piment und Pfeffer. Ich weiß nicht, wer sowas bestellt hatte. Aber das war nur etwas für schmerzfreie Allesschlucker. Vielleicht war es Holger, der vor dem leeren Teller sitzend den Eindruck vermittelte als ging ihm alles noch einmal durch den Kopf.



Nach dem Essen wurden auch tiefsinnige Fachgespräche geführt. So zwischen Wolfram und Holger. Wir anderen am Tisch wurden nur bei folgender Aussage von Wolfram hellhörig:
„Man muss oben am Kopf etwas wegnehmen, damit es unten agiler wird.“
Über welches Thema sich die beiden unterhielten, Männer, Frauen oder Motoren weiß ich nicht mehr. Jedenfalls brach es bei Katja und Sandra derart heraus, dass vor lachen Tränen flossen und ihre Köpfe puterrot anliefen. Das Lachen steckte an und so konnten wir uns minutenlang nur beömmeln. Wolfram und Hoger verstanden nicht wieso.



So um 9:20 Uhr verließen wir das Gasthaus und fuhren mit der Tram zurück ins Hotel.



Für die meisten aus unserer Runde klang der Abend an der Hotelbar aus. Es war noch ein lustiger Abend mit Gesprächen über das Erlebte und dem ein oder anderen kühlen Getränk. Frank schaute zum Schluss ins Portemonnaie, um zu prüfen, ob noch genug Geld für Sprit für die Heimfahrt vorhanden war. Hatte noch geklappt. Tage später hatten wir uns zu Hause beim Bäcker nebenan zum Kaffeetrinken getroffen.



Am Sonntag, den 13. Mai musste wir nach dem Frühstück Abschied nehmen und nach Hause fahren. Die weiteste Tour hatten René und Erika aus der Schweiz. Aber es ist eben immer weit oben, kurz vorm Wasser, wenn die Friesen zum Treffen laden.

Andreas und Conny hatten es wieder mal sehr gut organisiert und uns wieder etwas Neues geboten. Dafür sagen wir ganz herzlichen Dank.

Wenn wir nach den gemeinsamen Tagen Abschied voneinander nehmen, ist das immer ein emotionaler Moment, weil sich viele schon über 20 Jahre kennen. Was wir alle zum damaligen Zeitpunkt nicht erahnen konnten, es war das letzte Treffen für und mit Conny. Conny erkrankte im Laufe des Jahres schwer und sie und Andreas konnten an den folgenden Treffen nicht teilnehmen. Am 11. Februar 2019 hatte Conny den Kampf gegen den übermächtigen Gegner verloren. In unseren Herzen wird sie aber unvergessen bleiben und das von ihr mitorganisierte Treffen in Bremen einen besonderen Stellenwert behalten.