Wie ich auf den EVO kam
(von Dietrich Risse - Inh. Risse Motorsport)
Anlässlich meiner aktiven Tätigkeit unseres technischen Einsatzes während der Super Tourenwagen Saison 1999 lernte ich einige nette Leute des Opel Werkteams Holzer privat kennen. Darunter war auch ein Besitzer des legendären Opel Omega EVO 500. Herr R. suchte ein neues Zuhause für sein seltenes Fahrzeug, es sollte jedoch nur „in beste Hände“ abgegeben werden. Von meinem technischen Verständnis überzeugt, offerierte er mir seinen EVO Ende der Rennsaison 1999. Kleinere technische Arbeiten müssten jedoch noch zu Ende gebracht werden......
Ich lehnte die Offerte ab, mein Fahrzeugbestand war damals bereits schon überzogen. Und zum „Basteln“ hatte ich durch meine Selbständigkeit auch keine Zeit und Lust mehr. Geschäftlich reiste ich damals mit einem getunten Omega A Caravan sehr zuverlässig. Die Motorleistung des 4-Zyl. mit 184 PS genügte allerdings nicht immer meinen Ansprüchen.
Herr R. ließ im Laufe der nächsten Monate nicht locker, immer wieder bot er mir sein Fahrzeug zum Kauf an. Argumente wie: „....mit Deinem Tuningbetrieb und Deinem Fahrstil bist Du genau der Richtige für dieses Auto“ oder: „...ich mach Dir auch einen guten Preis“ führten jedoch nicht zu (seinem) Erfolg.
Die Situation änderte sich dann Anfang 2002. Mit verrosteter Karosserie musste ich mich von meinen Caravan trennen, ich suchte für die anfallenden Geschäftsreisen wieder ein zuverlässiges Fahrzeug. Nicht zu langsam und reparaturanfällig sollte es sein, ich wollte kein „Bastlerfahrzeug“!
Den EVO 500 von Herrn R. hatte ich bis dahin nie gesehen oder begutachtet. Per Telefon erkundigte ich mich nochmals nach dem Befinden des Sportgerätes. Bilder des EVO bekam ich dann per Internet übermittelt, er gefiel mir auf Anhieb. Es sei eines der ersten Fahrzeuge, die der Hersteller Irmscher auf der Basis des Omega 3000 für die Anfertigung der Mustergutachten 1989 verwendet hätte, so die Aussage des Verkäufers. Ein technisch einwandfreier Zustand mit leichten Karosseriemängeln wurde mir versprochen. Ich benötigte ein Alltagsauto, welches ich auch im Winter fahren konnte.
Die fachlichen Tätigkeiten des Herrn R. beim Team Holzer schenkten mir Vertrauen. Ein Mann in dieser Position würde sicher auch seine Kompetenz für seinem privaten EVO einsetzen, so meine Gedanken. Per Fax ließ ich mir die „leichten Mängel" nochmals auflisten und bestätigte daraufhin den Kauf per Telefon. Herr R. verlud das Fahrzeug nebst reichhaltigem Zubehör auf einen Trailer und begann mit der ca. 400 Km langen Überführung nach Soest.
Bei mir angekommen verschaffte ich mir einen ersten Eindruck von der Qualität des Fahrzeugs. Breite Reifen und das imposante Spoilerwerk ließen meine ersten Zweifel verblassen. Einige originale Rennteile der DTM waren auch verbaut. Alle Änderungen waren im Kfz-Brief eingetragen. Das getunte Fahrzeug wurde abgeladen und ich tätigte eine kurze Probefahrt von nur 300 m auf meinem Privatgelände. Schon zu diesem Zeitpunkt fielen mir dilettante Fehler in der Durchführung der Modifikationen auf. Ich war enttäuscht, doch nahm ich die Herausforderung an, die Tuning-Arbeiten besser zu machen. Herr R. sollte die lange Anreise nicht vergebens gemacht haben.
Im Verlauf der nächsten Wochen erlebte ich 2 kleinere Ausfahrten mit dem EVO über insgesamt 50 Km. Sicherheitsrelevante Nachlässigkeiten (z.B.: nicht befestigtes Bremspedal, Nagel im Reifen...) und gravierende Fehler bei den Tuningarbeiten musste ich erkennen. Die Anzahl der Mängel wurde immer größer, eine Auflistung möchte ich Herrn R. hier ersparen. Seine Kompetenz durfte ich in Frage stellen, ein Gespräch mit ihm hielt ich für nötig! Als Ausgleich der festgestellten Unzulänglichkeiten konnte ich einen Preisnachlass erkämpfen, es war ein kleiner Trost....!
Die Beseitigung der „leichten“ Blessuren an der Karosserie waren der kleinere Aufwand (ca. 40 Std. + 2 neue Kotflügel und Frontspoiler), die mangelhafte Technik beschäftigte mich dagegen über 15 Monate in jeder freien Minute meiner Selbständigkeit. Während dieser Zeit konnte ich das Fahrzeug insgesamt nur 500 Km bewegen, nach jeder Ausfahrt musste ich das Lastenheft wieder verlängern und den EVO zurück in meine Werkstatt nehmen. Als Ergebnis erneuerte und modifizierte ich alle (!) Achs- und Fahrwerksteile incl. Sperrdifferential, fertigte eine neue Auspuffanlage incl. Rennkats in Handarbeit, änderte die Nockenwellen-Steuerung, dichtete den Motor neu ab, konstruierte eine neue Gasbetätigung und Luftfilterung der Renneinspritzung, änderte die Benzinzufuhr, erneuerte und modifizierte das komplette Kühlsystem, passte größere und breitere Räder der Karosserie an, verkürzte die Achsübersetzung (erst bei 280 km/h schaltete man in den 5. Gang),
und und und......
Bis auf den Innenraum des EVO hatte ich fast jede Schraube in der Hand. Während dieser Zeit von 15 Monaten blockierte das Fahrzeug allein 12 Monate eine Arbeitsbühne meines Betriebs, ohne das ein Rad den Boden berührte. Der EVO schien mit der Bühne verschweißt zu sein! Mehr als 20.000,- € an Teilen flossen nochmals in die Restauration diese Einzelstücks. Ein stattliches Ersatzteillager kam auch hinzu, viele Karosserieteile wurden nachgefertigt! Eine separate Halle für meinen EVO 500 (intern bei uns „Evopark“ genannt) wurde errichtet. Welch ein luxuriöser Aufwand!
Die umfangreiche Restauration brachte aber den Vorteil, Michael Bartsch und Hans Pankalla kennen zu lernen. Die Liebe zum EVO lernte ich mit ihnen zu teilen. Weitere EVO zähle ich mittlerweile mein Eigen, einer davon ist allerdings „nur“ eine originale DTM-Rohkarosse, der zweite stark restaurationsbedürftig (nicht schon wieder.....:-) Zum Abschluss erwarb ich noch ein originales DTM-Fahrzeug mit Motorschaden aus England. Auch hier wurde das Geschäft telefonisch ohne Begutachtung der (schlechten) Substanz abgeschlossen!
Mein Fazit: "Die Liebe zum Omega EVO 500 ist meine persönliche Variante des Schwachsinns."
Ach ja, den EVO fahre ich natürlich nicht im Winter. Ein weiterer Omega Caravan dient wieder den nötigen Geschäftsfahrten. Und jeder Ausflug mit meinem EVO 500 ist nun der erhoffte Genuss!
Es hat sich doch gelohnt..........vielen Dank!
Und so stellt sich die Evolution meines Autos in Bildern dar:
Der Auslieferungszustand ist auf den ersten Blick O.K., - aber, aber ...
Baustelle Evopark
Das Ergebnis: So muss ein EVO aussehen!